Sinnstiftendes Unternehmertum:
Ein neues Buzzword?

 

Ist sinnstiftendes Unternehmertum so was wie Kommunismus? Diese Frage wurde mir vor kurzem gestellt und hier der Spoiler: Nein. Ist es nicht. Ist sogar ziemlich weit weg davon.

Wem das Lesen jetzt zu anstrengend ist, kann hier meinen Podcast auch hören.

 

Was bedeutet denn nun sinnstiftendes Unternehmertum genau?

Sinnstiftendes Unternehmertum? Ist das jetzt  so ein neues Buzzword oder so ein Sozialklimbim, den man mal mitmachen muss? Nein, all das ist sinnstiftendes Unternehmertum nicht. Im ersten Schritt bedeutet es, durch sinnstiftendes unternehmerisches Handeln die Zukunft positiv zu gestalten, und zwar gleichermaßen bereichernd für Menschen und unsere Umwelt. Im zweiten Schritt würden mit sinnstiftendem Unternehmertum Millionen von Arbeitsstunden wieder zu einem wertvollen Teil des Lebens von Millionen von Menschen!

Was für eine Vorstellung!

Denn das kennen wir doch alle. Entweder von uns selber oder aus unseren Familien-, Bekannten- und Freundeskreisen. Arbeit ist für die meisten Mühsal, ein Muss, damit die Kohle für den Lebensunterhalt verdient. Was für eine Freude, wenn endlich Freitag ist, was für ein Jammern, wenn der Montag näher kommt. Schon komisch, da wir doch gut die Hälfte der Zeit, die wir wach verbringen, bei der Arbeit in einem Unternehmen verbringen. Oder selbstständig sind.

 

Arbeit macht viele Menschen krank!

Zur Zeit ist es besonders schlimm, laut dem DAK Gesundheitsreport 2024 ist der Krankenstand in Deutschland auf einem Rekordniveau. Ein Grund sind vor allem steigende psychische Erkrankungen, sie machen mittlerweile über 15 Prozent der Krankheitstage aus. Hier ein paar krasse Zahlen dazu:

Zuletzt brachten die Unternehmen gut 70 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung an die Kranken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf – fast doppelt so viel wie noch im Jahr 2012! Natürlich sind da auch Lohnsteigerungen mit zu berücksichtigen, aber die alleine erklären nicht diesen hohen Wert.

Und wenn wir schon dabei sind: Konflikte am Arbeitsplatz. Sie sollen geschätzt 50 Milliarden Euro jedes Jahr der Wirtschaft kosten, die Zahl stammt vom Institut der deutschen Wirtschaft. Dazu sollen mehr als 50 Prozent der Kündigungen durch Mitarbeiter:innen auf ungelösten Konflikten in den Unternehmen beruhen. Das österreichische Hernstein Institut für Führungskräfte schätzt, dass in Deutschland durchschnittlich rund 15 Prozent der täglichen Arbeitszeit durch Konflikte gebunden sind.

Und jetzt ratet mal, wozu diese Konflikte führen: Zu extremen psychischen Belastungen, zu Krankenständen und erhöhten Fehlzeiten, zu sinkender Leistungsfähigkeit und letztlich zu überdurchschnittlicher Fluktuation. Wusstet Ihr übrigens, das hohe Fluktuation die Inkompetenz im Unternehmen fördert?

Und was kann jetzt sinnstiftendes Unternehmertum dagegen tun? Eine ganze Menge. Sogar im DAK Gesundheitsreport wird das ganz klar als Führungsaufgabe benannt: Um für mehr psychische Gesundheit zu sorgen, ist eine Hauptaufgabe die Schaffung einer identitätsbildenden, sinnstiftenden Unternehmenskultur.

 

 

Was genau ist eigentlich Sinn?

Also Sinn, hm? Was bewirkt denn Sinn überhaupt? Es sorgt für ein erfüllendes Leben. Das Verrückte ist, das fast alle Menschen Teil einer Gemeinschaft sein wollen. Wenn wir jemanden helfen, über unseren persönlichen Rahmen hinaus gehen – dann stellt sich bei uns ein Gefühl von Erfüllung, Zufriedenheit und eben auch Sinn ein.

Das komische ist, wir wissen das alle irgendwie. Intuitiv. Wir erleben es. Nur eben nicht besonders oft  im Zusammenhang mit der Arbeit. Kommen wir aber erst nochmal zu den Wurzeln von dem schönen Wort SINN:

Das Wort „Sinn“ hat seine Wurzeln zum einen in dem indogermanischen Wort »Sent«,  das soviel wie »gehen, reisen« bedeutet, und im althochdeutschen Wort „sinan“, das so viel wie „reisen“, streben, trachten« bedeutet.

Im ersten Moment denkt man da eher an ein Reisebüro, aber letztendlich sind es die Fragen, die damit im Zusammenhang stehen, die entscheidend sind: Wonach streben Menschen? Wohin wollen sie reisen? Wonach trachten sie?

Und das Spannende ist, wer weiß, warum er etwas tut, der empfindet weniger Mühe, weniger Stress, weniger Belastung als wenn er dieselbe Tätigkeit lediglich als Mittel zum Zweck des Überlebens auffasst. Kennt Ihr das nicht auch von Euch selbst? Die meisten von uns erleben es bei ihren Hobbys oder auch bei sozialem Engagement oder sogar dann, wenn man einem guten Freund beim Umzug hilft.

Bei der Arbeit in einem Unternehmen wird das dann schon schwieriger. Aber nur mal so als Idee: Was wäre, wenn Eure Arbeit einen tieferen Sinn und Zweck erfüllen und somit über die bloße Erwerbstätigkeit hinausgeht.

 

Was wäre, wenn Arbeit sinnvoll wäre?

Und mal an die Unternehmerinnen und Unternehmer gerichtet: Was wäre, wenn eurer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Arbeit einen Mehrwert sehen und das Gefühl haben, einen Beitrag zu leisten, der über ihre eigenen Interessen hinausgeht?

Das ist ein Gedanke, den man vielleicht erst mal sacken lassen muss. Was wäre, wenn die Arbeit, die eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei euch im Unternehmen leisten, einen Mehrwert hat und ihnen das Gefühl gibt, einen Beitrag zu leisten, der über ihre eigenen Interessen hinausgeht?

Und wenn sie jetzt Geschäftsführer:in eines Produktionsunternehmens sind, und sich sagen, na, der kann ja klug daherreden, wie soll das bei uns denn gehen? Dann denken Sie mal an die Geschichte mit der Kathedrale. Hier ist sie nochmal kurz:

Charles Péguy (1873-1914), ein französischer Schriftsteller, kam auf einer Pilgerreise in Chartre an einer Baustelle vorbei. Er beobachtete einen Steinmetz, der damit beschäftigt war, einen Stein zu behauen. Neugierig fragte Péguy den Mann: „Mein Herr, was tun sie da?“ – „Sie sehen doch, ich behaue einen Stein, es ist harte Arbeit, ich habe Rückenschmerzen, Durst und Hunger. Ich mache eine minderwertige Arbeit, ich ein minderwertiger Mensch.“

Er ging weiter und machte einen anderen Steinmetz aus, der nicht so mürrisch dreinblickte wie der vorherige. „Mein Herr, was machen sie da?“ „Nun, Ich behaue Steine. Ich habe keine andere Arbeit gefunden, um meine Familie zu ernähren. Ich bin zufrieden, dass ich diese Arbeit habe.“

Péguy setzte seinen Weg fort, als ihm ein dritter Steinmetz auffiel. Der Mann behaute ebenfalls einen Stein dabei sang er sogar ein Lied. Péguy hatte den Eindruck, dass er ein Lächeln im verschwitzten Gesicht des Arbeiters erkannte. „Mein Herr, was tun sie da?“ fragte er. „Ich baue an einer Kathedrale“, strahlte er Péguy an.

Die Arbeit der drei Steinmetze ist die Gleiche. Der Unterschied ist der Wert, den sie ihrer Arbeit beimessen. Zeigen Sie ihren Mitarbeiter:innen, dass ihre Tätigkeit ein Teil eines wichtigen, gemeinschaftlichen Meisterwerks ist. Zeigen Sie ihnen, wie sinnvoll ihre Tätigkeit im gesamten ist.

 

Menschen, die Sinn erleben, sind motivierter und …

Mitarbeiter, die einen tieferen Sinn in ihrer Arbeit sehen, sind in der Regel engagierter und leistungsbereiter. Sie sind bereit, sich stärker einzubringen und über das normale Maß hinauszugehen, um ihre Ziele zu erreichen. Und sie werden seltener krank werden.

Warum das so ist? Mitarbeiter, die einen tieferen Sinn in ihrer Arbeit sehen, sind tatsächlich glücklicher und erfüllter. Sie haben das Gefühl, dass ihre Arbeit einen positiven Einfluss hat und dass sie einen Beitrag leisten können. Dies wirkt sich positiv auf ihre psychische Gesundheit und ihr allgemeines Wohlbefinden aus. Noch ein Vorteil: die Fluktuation sinkt und die Unternehmen sparen jede Menge Geld dadurch!

Wenn dann noch dazu ökologische Verantwortung übernommen wird – und das kann in vielfältiger Weise geschehen – wird ein Unternehmen von allen Stakeholdern entsprechend positiv wahrgenommen. Das Image eines sinnstiftenden Unternehmens führt automatisch zu einer hohen Mitarbeiter- und Kundenidentifikation und wird so zu einem Wettbewerbsvorteil.

Jetzt könnte natürlich die vollkommen berechtigte Frage kommen, wie man ein sinnstiftendes Unternehmen wird? Wie man seine Mitarbeiter:innen glücklich macht und sie einen Sinn in ihrer Arbeit sehen?

Hier schon mal ein Tipp: Schaffen Sie eine bewusste, werteorientierte Unternehmenskultur.

Wie das geht? Das erzähle ich in den nächsten Impuls-Podcastfolgen bzw. hier im Blog.

Abonnieren Sie meinen Podcast Gewinn mit Sinn und bleiben sie auf dem laufenden, wie man sinnstiftendes Unternehmertum erfolgreich umsetzen kann: https://gewinn-mit-sinn.podigee.io/

 

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